Prävention in St. Matthäus

 

Altena, 11.10.2023

 

Einem Priester aus dem märkischen Sauerland wird die „Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung Jugendlicher“ zur Last gelegt. Diese Nachricht erreichte uns Ende September. Das war zunächst sehr allgemein. Heute kann ich Ihnen bestätigen, dass dieser Vorwurf uns als Pfarrei St. Matthäus betrifft. Er richtet sich gegen einen Priester, der lange Zeit in unserer Pfarrei in Altena und Nachrodt-Wiblingwerde tätig war. Der Priester wurde umgehend von seinen Diensten suspendiert. Die staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen laufen derzeit. Vorerst handelt es sich hier um einen Vorwurf, der noch nicht geklärt ist. Bis zur Klärung gilt die Unschuldsvermutung.

 

Doch dass in unserer Pfarrei ein solcher Vorwurf entstehen konnte, erschüttert mich sehr. Als ich vor gut 2 ½ Jahren meine Aufgabe hier aufgenommen habe, konnte ich mich davon überzeugen, dass seit dem Jahr 2015 ein gut durchdachtes institutionelles Schutzkonzept erarbeitet wurde, das im Jahr 2018 beschlossen und umgesetzt wurde. In ihm ist in einem Verhaltenskodex festgelegt, wie wir in der Pfarrei versuchen, den Schutz von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten, wie unsere Mitarbeitenden hierfür geschult werden und welche Beschwerdewege gelten, damit genau so ein Vorwurf nicht entstehen kann. Zum Beispiel regelt unser Schutzkonzept:

 

·       dass es eine gemeinsame Verantwortung gibt, die Augen auf zu halten und aufeinander aufzupassen, damit Kinder und Jugendliche „sich in unserer Pfarrei angenommen, wertgeschätzt, wohl und sicher fühlen“ und Eltern ihre Kinder bei uns gut aufgehoben wissen. „Wir wollen sie … vor sexuellen Übergriffen, vor einer sexualisierten Atmosphäre und geschlechtsspezifischen Diskriminierung schützen.“

·       dass zu diesem Zweck alle Personen in Verantwortung an Präventionsschulungen teilnehmen, je nach der Intensität der Kontakte zu Kindern und Jugendlichen in 3 verschiedenen Formaten. In diesem Rahmen haben seit 2015 bereits 80 Personen aus unserer Pfarrei an einer Präventionsschulung teilgenommen.

·       dass alle Personen mit häufigem Kontakt zu Kindern und Jugendlichen zusätzlich ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.

·       dass alle geschulten Personen mit ihrer Unterschrift unseren Verhaltenskodex als verpflichtend anerkennen.

 

Trotz all dieser Vorsichtsmaßnahmen ist es möglicherweise einer Person gelungen, sich übergriffig gegenüber Schutzbefohlenen zu verhalten. Das führt uns vor Augen, dass alle Maßnahmen zur Prävention sexualisierter Gewalt wichtig sind. Meine Gedanken sind in dieser Zeit ganz besonders bei der betroffenen Person. Als Kirche stehen wir immer an der Seite der Betroffenen und Machtlosen. So möchte ich mich heute ausdrücklich auch an die Seite dieser Person stellen, die aus verständlichen Gründen nicht genannt werden möchte.

 

In dieser Woche haben unser Kirchenvorstand, der Pfarrgemeinderat und das Pastoralteam darüber beraten, wie wir in Zukunft noch besser präventiv tätig sein können. Alle Gremienmitglieder und Hauptamtlichen waren sich einig, dass wir alles in unserer Macht Stehende unternehmen möchten, um in Zukunft für Schutzbefohlene und ihre Angehörigen einen sicheren Rahmen zu schaffen. Kinder, Jugendliche und ihre Eltern sollen sich bei uns sicher und gut aufgehoben fühlen. Folgende Maßnahmen haben wir beraten:

 

·       Das Institutionelle Schutzkonzept soll zeitnah überarbeitet und auf Schwachstellen hin überprüft werden.

·       Präventionsschulungen werden intensiviert und konsequent nachgehalten.

·       Kein Erwachsener soll in einer Situation mit Kindern oder Jugendlichen allein sein. Alle Veranstaltungen sollen im Team oder Tandem von geschulten Mitarbeitenden geleitet werden.

·       Beschwerdewege werden sichtbar in der Pfarrei ausgehängt.

·       Eltern von Kindern und Jugendlichen (vor allem Kommunioneltern) laden wir zu einem offenen Gespräch über die Präventionsarbeit in unserer Pfarrei in den Pfarrsaal ein: am Dienstag, 24.10., 19 Uhr im Pfarrsaal

·       Ein weiteres offenes Gespräch für alle Gemeindemitglieder über die Präventionsarbeit in unserer Pfarrei findet im Pfarrsaal statt: am Donnerstag, 26.10., 19 Uhr im Pfarrsaal

 

Wir bitten alle Gemeindemitglieder, an einer geschützten Atmosphäre für alle Menschen in unserer Pfarrei mitzuarbeiten und auffälliges Verhalten über die Beschwerdewege (siehe unten) zu melden, damit sich in unserer Pfarrei alle Menschen sicher und gut aufgehoben fühlen können.

 

In Absprache mit dem Kirchenvorstand, dem Pfarrgemeinderat und dem Pastoralteam

Sandra Schnell, Pfarrbeauftragte


Beschwerdewege in St. Matthäus

 

In unserer Pfarrei sollen sich alle Menschen willkommen und gut aufgehoben fühlen. Unsittliches Verhalten, sexuelle Übergriffe und die Verletzung der Privatsphäre sind nicht erwünscht und werden umgehend gemeldet. Dazu bedarf es der Aufmerksamkeit aller Gemeinde-mitglieder. Sollten Sie ein solches Verhalten beobachten oder selbst erleben, wenden Sie sich bitte an unsere SeelsorgerInnen oder direkt an die vom Bistum Essen beauftragten AnsprechpartnerInnen.

 

 

 

Ansprechpersonen in St. Matthäus:

 

  •    Sandra Schnell | Pfarrbeauftragte | Tel: 0170-1903998
  •    Johannes Broxtermann | moderierender Priester | Tel.: 02351-3796100
  •    Pater Tadeusz | Pastor |Tel.: 01575-4793771

 

 

 

Ansprechpersonen des Bistums Essen:

 


Hilfsangebote für Betroffene sexualiserter Gewalt

Hier finden Sie Ansprechpartner des Bistums Essen für Betroffene sexualisierter Gewalt im Raum der Kirche: